Westfälische Wilhelmsuniversität Münster
Institut für Politikwissenschaft
Seminar: Globalisierung, Arbeitsmarkt und Migration
Blockseminar vom 05.06-07.06.1998 im Franz Hitze Haus
Dozent: Dr. Ricardo Lagos
SoSe 1998
Referent: Christoph Wickert
05.06.98
Dimensionen der Globalisierung
- Definition:
“Globalisierung” ist mittlerweile zu einem populärwissenschaftlichen Schlagwort geworden, in der Politikwissenschaft gibt es keine einheitliche Definition.
Minimaldefinition: Verdichtung und Intensivierung …
- inter- und transnationaler Beziehungen
- Verdichtung: Erhöhung der gegenseitigen Abhängigkeit
- Intensivierung: Erhöhung der Frequenz
- international: Kooperation von Nationalstaaten auf zwischenstaatlicher Basis
- transnational: Kooperation von Nationalstaaten auf überstaatlicher Basis
Darüber hinaus kann man Globalisierung anhand ihrer Phänomene beschreiben (siehe Punkt 3)
- Geschichtliche Entwicklung:
- Auftreten des Geldes im 6. Jh. v. Chr. in Kleinasien: Einführung des Geldwesens bewirkt eine Intensivierung der Handelsbeziehungen im gesamten Mittelmeerraum. Dies könnte man als eine erste Phase der Globalisierung darstellen.
- Industrialisierung: Einführung einer arbeitsteiligen Weltwirtschaft bewirkt eine zweite Phase der Globalisierung: Die Notwendigkeit des Rohstoffhandels steigt weiter.
Fazit: Somit ist die G. kein grundsätzlich neues Problem/Phänomen, jedoch eine Entwicklung von diesem Ausmaße ist relativ neu
- Phänomene der Globalisierung:
Ökonomische, ökologische, politische sowie sozio-kulturelle Globalisierung
- ökonomische G.:
- Rolle der transnationalen Konzerne in der Weltwirtschaft nimmt immer weiter zu (z.B.: Mineralölkonzerne): Diese multinationalen Unternehmen übersteigen mit ihren Umsätzen schon längst die Volkswirtschaften kleinerer Staaten.
- Vielfältige Interdependenzen durch umfassende Handelsverflechtungen
- Globalisierung der internationalen Finanzmärkte
- Zunahme Grenzüberschreitender Direktinvestitionen (Investitionen ausländischer Kapitalanleger)
- ökologische G.:
- Probleme können nicht mehr auf staatlicher Ebene gelöst werden (z.B. Treibhauseffekt)
- Notwendigkeit von Bündnissen und Regimen (z.B.: Weltbevölkerungskonferenz, Klimakonferenz) zur Bewältigung.
- politische G.:
- Einzelner Nationalstaat ist nicht mehr in der Lage, sich alleine zu verteidigen. Deshalb nimmt die Notwendigkeit miltärischer Bündnisse zu.
- „realwirtschaftlicher Abwertungswettlauf“ (Lafontaine) – Die westlichen Staaten treten in einen Wettstreit um die Unternehmen, damit Arbeitsplätze nicht abwandern: Reallöhne, Unternehmenssteuern und Sozialstan-darts werden immer weiter nach unten getrieben. Die Staaten stehen in direkter Konkurrenz zu den Schwellenländern, die mit Niedriglöhnen und noch nicht entwickelten Sozialstandarts die Unternehmen anziehen. Dies führt zu einem Wettbewerb der Sozial- und Gesellschaftssysteme
- sozio-kulturelle G.:
- Kommunikationstechnologie: Telefondirektwahl, Faxübertragung und Internet lassen die Menge grenzüberschreitender Nachrichten rapide anschwellen.
- Medien z.B. BBC oder auch MTV fungieren als weltumspannendes kulturtragendes Netzwerk, das Kultur quasi exportieren kann
- gestiegene Mobilität (Urlaub auf den Bahamas, Woodstock)
Literatur:
Baylis, John und Smith, Steve: The Globalization of World Politics. An Introduction to international Relations. Oxford 1997
Bredow, Wilfried v.: Turbulente Welt-Ordnung. Internationale Politik am Ende des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 1994.
Meyers, Reinhard: Grundbegriffe und theoretische Perspektiven der internationalen Politik In: Grundwissen Politik. Bonn 1993.
Staatslexikon, hrsg v. d. Görres-Gesellschaft. Freiburg 1989.
Noack, Paul: Theorien der internationalen Politik. München 1984.