Hanns Dieter Hüsch verstarb in der Nacht zum heutigen Dienstag nach langer, schwerer Krankheit, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung Moers mitteilte. Der Künstler wurde 80 Jahre alt.
Hanns Dieter Hüsch wurde am 6. Mai 1925 in Moers am Niederrhein geboren. Aufgrund einer Gehbehinderung wurde der junge Hanns Dieter nicht von der Wehrmacht eingezogen. Nach dem Krieg studierte er in Mainz Theaterwissenschaft, Literaturgeschichte und Philosophie, allerdings mit bescheidenem Engagement und mäßigen Erfolg. Stattdessen schrieb er eigene Texte und schloss sich dem Studenten-Kabarett “Die Tol(l)eranten” an. Es folgten Soloprogramme und Tourneen durch das europäische Ausland.
Auf den Essener Songtagen 1968 wurde Hüsch zusammen mit Franz Josef Degenhardt und Dieter Süverkrüp für den Auftritt zu ihrem Album “Da habt ihr es!” (noch) gefeiert, doch schon kurze Zeit später kam es zum Bruch mit der Studentenbewegung, die Hüsch einen “bourgeoisen Verniedlichungstrend” vorwarf und ihn als “Kitschgemüt mit Goldbrokat” bezeichnete. Tief getroffen zog sich Hüsch vorrübergehend von deutschen Bühnen zurück und rechnete danach in seinem Programm “Enthauptungen” mit den 68ern ab.
In den 70er Jahren gelang Hüsch der künstlerische Durchbruch, von Deutschlands Kleinkunstbühnen war er nicht mehr wegzudenken. Viele Leser werden Hanns Dieter Hüsch sicherlich auch als deutsche Stimme aus mehr als 400 “Laurel & Hardy”-Filmen und der Klamottenkiste kennen, die älteren werden sich eventeuell auch noch an die ARD-Serie “Goldener Sonntag” erinnern.
Von der Politik enfernte sich Hüsch immer weiter, stattdessen behandelte er auf der Bühne Begebenheiten des Alltages und Kritik am Kleinbürgertum. Aus dieser Kritik entwickelte sich Hüschs Alter Ego Hagenbuch, der pedantische, ewig nörgelnde Pessimist und Spießer.
Der Tod seiner ersten Ehefrau Marianne (bekannt aus seinen “Frieda”-Geschichten) führte 1988 zu einem Bruch in Hüschs Leben: Hüsch zog von Mainz nach Köln, seine Programme waren mehr Lesung als Kabarett. 1991 heiratete Hüsch seine zweite Frau Christiane Rasche-Hüsch.
Im Jahr 2000 nahm Hanns Dieter Hüsch mit seinem Programm “Wir sehen uns wieder” Abschied von mehr als 50 Jahren auf deutschen und internationalen Kleinkunstbühnen. Im Herbst 2001 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich im Gegensatz zu seiner vorrausgegangenen Krebserkrankung nicht mehr erholte. Deshalb verbrachte Hüsch die letzen Jahre zusammen mit seiner Frau Christiane in Windeck im Bergischen Land.
Hanns Dieter Hüsch war nicht nur Kabarettist und Komiker, er war ein Philosoph des Alltags, wie auch seine Bücher und Lieder zeigen. Zum Abschied hier also sein “Abendlied”, wohl eines der Lieder, die nur auf einer Philicorda-Heimorgel richtig gut klingen.
Abendlied
Schmetterling kommt nach Haus
kleiner Bär kommt nach Haus
Känguruh kommt nach Haus
die Lampen leuchten – der Tag ist ausKabeljau schwimmt nach Haus
Elephant läuft nach Haus
Ameise rast nach Haus
die Lampen leuchten – der Tag ist ausFuchs und Gans kommen nach Haus
Katz und Maus kommen nach Haus
Mann und Frau kommen nach Haus
die Lampen leuchten – der Tag ist ausAlles schläft und alles wacht
alles weint und alles lacht
alles schweigt und alles spricht
alles weiß man leider nichtalles schreit und alles lauscht
alles träumt und alles tauscht
sich im Leben wieder aus
es sitzt schon der Abend auf unserem HausSchmetterling fliegt nach Haus
wildes Pferd springt nach Haus
altes Kind kommt nach Haus
die Lampen leuchten – der Tag ist aus
Nun kehrt auch das alte Kind Hans Dieter nach Hause zurück. Die Stadt Moers plant ein Ehrenbegräbnis für ihren Ehrenbürger. Wir sehen uns wieder, Hanns Dieter!